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Projekte

2000

Über den Wassern

Oratorium für Countertenor, 2 Tenöre, Bariton, Flöte (auch Picc und Alt), Gitarre, Cello, Schlagzeug
 

Oratorio in acht Teilen

Das Werk wurde als Beitrag zur Weltausstellung EXPO2000 in Hannover von der Evangelischen Landeskirche Niedersachsen in Auftrag gegeben. Es ist kultur- und religionsübergreifend indem es zentrale Aussagen zur spirituellen Bedeutung des Wassers in unterschiedlichen Religionen verbindet. Die Texte werden in den originalen Sprachen Sanskrit (Rgveda), Hebräisch (Altes Testament), Bambara (Genesis der Malinesen), Arabisch (Koran) und in Altgriechisch (Neues Testament) gesungen. Nach der Uraufführung am 7. September 2000 folgten weitere sieben Aufführungen in Deutschland und Österreich.

"Wulfin Lieske schlägt mit seinem Werk Brücken zwischen Kulturen und Religionen. Das begeistert klatschende Publikum hat seine Botschaft verstanden."
Göttinger Nachrichten

"Jeder wurde zum Wasser als Urquell des Lebens geführt. Bloße Illustration wich gesungenen, gespielten oder getanzten Abläufen. Erst in den Gedanken des besuchers vereinigte sich das Gehörte und Gesehene zu einem Gesamtklang, dem es weder an Dichte noch assoziativer Vielfalt mangelte."
Hannoversche Allgemeine Zeitung

"Nein, dieses Werk, das vom Publikum erwartet, als Hörschauer und Sehhörer tätig zu sein und Bereitschaft zu beidem in Gang zu setzen, es ist geistreich, sensibel. Ausdruck unserer Zeit: deshalb ohne Abstriche ernst zu nehmen, schon deshalb, weil es so intelligent aufs Notenpapier und in die Choreographie gebracht ist. was für ein Werk!"
Peiner Allgemeine Zeitung

 

PROJEKTBESCHREIBUNG

THEMA - WASSERMUSIK
MUSIK - PERFORMANCE
REALISATION
KÜNSTLER
PROGRAMM

PREMIÈRE - AUFFÜHRUNGEN - MEDIEN
TEXTE


THEMA - "Über den Wassern"

Der Ausschreibung entsprechend setzt das Projekt "Über den Wassern" das Thema "Lebenswasser", ausgehend von der biblischen Symbolgeschichte von Jesus und der Samariterin (Joh 4, 1-42), künstlerisch um. 
Der Komponist Wulfin Lieske entwickelt eine gesamtkünstlerische Konzeption und schreibt eine abendfüllende achtteilige Komposition für Countertenor, Tenor 1 und 2, Bariton, Flöte, Gitarre, Violoncello und Schlagzeug 


MUSIK - PERFORMANCE - PROJEKTION 

Das Werk "Über den Wassern" dauert etwa 74' und umfasst die Bereiche Musik, Performance, Lichtchoreographie und Textprojektion. 
Für die formale Struktur maßgeblich ist die Zahl 8 - als Symbol der Unendlichkeit und des Elementes Wasser. 
Die Musik ist in acht Teile - stanzas - gegliedert. Es wechseln sich dabei drei reine Vokalquartette und drei Instrumentalquartette ab. 
In zwei stanzas kommen die beiden Formationen zusammen. 
Als Prolog und zwischen den stanzas, also insgesamt achtmal, tritt die Performancekünstlerin in Aktion. Sie bewegt sich sehr sparsam unter einem blauen Seidenchiffon, der sich durch die entsprechende Lichtregie als das Element Wasser sinnbildlich darstellt. 

Die Musiker sind in ein vokales und instrumentales Doppelquartett aufgeteilt. Sie sind (bei Aufführungen in Kirchen ) konzentrisch um dem Mittelpunkt des Kreuzganges - abwechselnd Sänger/Instrumentalist - mit Blickrichtung zum Zentrum versammelt. Indem sie also mit dem Rücken zum Publikum stehen, schaffen sie einen eigenen rituellen Raum in der Kirche und symbolisieren gleichzeitig das Eins-sein mit dem Publikum im Sinne einer Gemeinde, die am Ritus teilhat. 

Die instrumentale Ebene entwickelt sich unabhängig von der relativ statischen vokalen Ebene. Die Instrumente verkörpern den Luftgeist Ariel (Shakespeare) eine Art Jetztzeit mit großen Freiheiten, sich in die Zukunft und in die Vergangenheit zu bewegen (Dynamik). In drei stanzas beschreibt die Musik in einer Art Instrumentalkonzert verschiedende Erscheinungsformen und Zustände des Wassers: See-Regen-Dunst (Flöte), Fluß-Meer (Violoncello), Eis (Gitarre). 
Dem steht eine sehr strenge - quasi archaische - vokale Textur gegenüber. Die Textgrundlage sind Gebete aus dem Alten und Neuen Testament, dem Koran, der Rgveda sowie der Bambara (Mali) in den Originalsprachen altgriechisch, hebräisch, arabisch, altsanskrit, bambara. Sie werden auf der Basis eines achttönigen Modus rein syllabisch in Musik gesetzt. 


REALISATION 

Die beiden Quartette HILLIARD ENSEMBLE und BRONSKY RITUAL agieren auf getrennten Raumpositionen. Auf einer leicht erhöhten Position (Bühne) befindet sich die Performancekünstlerin SAADIA unter einem blauen Seidenchiffon-Stoff (8m x 8m), der im Zentrum der Kirche an vier Punkten im Quadrat am Boden befestigt ist. Eine professionelle Beleuchtung schafft eine differenzierte Lichtsituation sowohl für die Künstlerin als auch für die Musiker und ihre Instrumente. 
Lichtposition 1 beleuchtet stationär die Performancekünstlerin - Position 2 die Sänger - Position 3 die Instrumentalisten. Die einmal eingenommenen Raumpositionen werden während der gesamten Dauer der Aufführung nicht verändert. 


KÜNSTLER 

Das HILLIARD ENSEMBLE; London, nimmt eine internationale Spitzenposition unter den Vokalensembles (Quartett) ein. Sie widmen sich gleichermaßen der Alten und Neuen Musik. 
Das Quartett BRONSKY RITUAL, Köln, spielt ausschließlich Neue Musik. Alle Mitglieder sind bekannte Solisten und Kammermusikpartner im klassischen Metier. 
Die Künstlerin und Tänzerin SAADIA arbeitet im Bereich der bildenden Kunst und als Tanzsolistin.


PROGRAMM 

Wulfin Lieske "Über den Wassern" 
HILLIARD ENSEMBLE 
BRONSKY RITUAL 
SAADIA
 
Die integrale Aufführung umfaßt Performance, Musik und Textprojektion - ohne Pause. 


PREMIÈRE - AUFFÜHRUNGEN - MEDIEN 

Die Uraufführung fand am 7.9.2000 in der Ev. Pfarrkirche St.Osdag in Mandelsloh bei Hannover statt. Eine Präsentation des Werkes im Christus-Pavillon der Evangelischen Kirchen auf der EXPO2000 in Hannover schloss sich am 8.9. an. (Weitere Aufführungen am 9.10. in Hannover - Markuskirche, 10.10. in Göttingen sowie am 11.10. in Peine)
In der folgende Saison folgen weitere Aufführungen in Chemnitz, Mittweida, Nürnberg und St. Pölten (A). Bei Wiederaufführungen sind Sakralräume bevorzugt.
Eine konzertante Aufführung ist ebenfalls möglich.


TEXTE

stanza 1

Samurajyesthah salilasya madhyat punana 
yanty anivisamanah
indro ya vajri vrsabho rarada to
apo devir-iha mam avantu

ya apo divya uta va sravanti
khanitrima uta va yah svayamjah 
samudrartha yah sucayah pavakasta 
apo devir-iha mam avantu

yasam raja varuno yati madhye 
satyantrte avaspayan jananam
madhuscutah sucayo yah pavakas-ta 
apo devir'-iha mam avantu

yasu raja varuno yasu somo
visve deva yasurjam madanti 
vaisvanaro yasvagnih pravisthasta 
apo devir-iha mam avantu

Unablässig strömen geläutert die Gewässer aus des Meeres Mitte. 
Der Ozean ist ihr Oberhaupt. mögen die göttlichen Wasser, denen der 
Donnerkeil führende Indra, der Stier, den Weg grub, mir helfen.                     

Die Wasser des Himmels und die, die (auf Erden) künstlich erobert sind 
oder als Quellen hervorbrechen, die klar und reinigend zum Meere 
stamen, die mögen mir helfen.

Die Wasser in deren Mitte König Varuna wandelt und auf Recht und 
Unrecht der Menschen hinabblickt, die sollen, süssen, reinigenden, 
mögen mir helfen.

Die Wasser, an denen König Varuna, an denen Soma, in denen alle 
Gutter der Labung sich freuen, in die Agni Vaisvavara eingegangen ist, 
die mögen mir helfen.

(Rgveda VII,49 "An die Wasser")

 

stanza 2   

See - Regen - Nebel

Wenn der Regen vorbei ist, 
erscheint in aller Vielfalt
die farbige Schönheit der Berge.

(Inzan Ran, Japan)

 

stanza 3  

Kol hanechalim holechim eI-hayam 
vehayam ennenu mallei
el-mekom schehannehalim hollechim 
scham hem schavim lallechet

Alle Flüsse gehen ins Meer, und doch wird das Meer nicht volt; an den 
Ort, wohin die FIC.isse gehen, dorthin werden sie ferner gehen.

AT Prediger Salomo 1,7 (hebräisch)

 

stanza 4  

Eis - Bruch

Das Mondlicht in der endlosen Weite des Himmels 
ist so kalt,
dass das Wasser seinen Widerschein einfangend 
schon gefroren ist.

(anonym, Japan)

 

stanza 5   

pemba jigi na dugukolo ka,
pemba dilalan feuwnye,
faro ka sereya bora o Ia,
dyi-ba jigini dona dugukolo nyena, 
yoro min, faro ye a sebaya don o Ia.

Pemba stieg herab zur Erde,
Pemba war der Schöpfer der Dinge. 
Die Erscheinung Faro's trat hervor 
und breitete sich darOber aus.
Das grosse Wasser fiel herab
und durchdrang die Augen der Erde; 
An diesen Orten hat Faro
seine Macht offenbart.

(Bambara, Mali, Westafrika)

 

stanza 6

Rinnsal - Bach - Fluss - Meer


In der Welt gibt es Schmiegsameres und Zarteres 
Nicht als das Wasser.
Aber im Angreifen des Harten und Starren 
Gibt es nichts, was es Obertreffen könnte.
Es gibt nichts, wodurch es zu ersetzen ware. 
Darum:
Biegsam besiegt Starr,
Zart besiegt Hart,
Jeder in der Welt weiss das,
Aber keiner kann danach handeln.

(Lao-tse, Tao-te-king)

 

stanza 7

bismillah errahman errahim

ua huallathi scha 'ala Iakommallaili libassan 
uannauma ssubatan ua scha 'alannahara
nuschuran
ua huallathi arssalarriha buschra baina jadaj rahmatihi; 
ua anzalna minassamai maan tahuran

Iinuhja bihi baldatan majtan ua nussqijahu 
mimma chalaqna an'aman ua anassijja kathiran

ua laqad ssarrafnahu bainahum Iijathakkaru... 
ua huallathi maraschal bahraini hatha 'athbon 
furaton ua hatha milhun uschaschon ua 
scha'ala bainahuma barzachan ua hischran 
mahschuran

ua huallathi chalaqa minal mai bascharan

fascha'alahu nassaban ua ssihran ua kana 
rabbuka kadiran

ssadaqallahul'athim

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
...Und Er ist es, Der Euch die Nacht zu einem Gewand, den Schlaf zur 
Ruhe und den Tag zur Auferweckung macht.
Und Er ist es, Der die Winde als Freudenboten Seiner Barmherzigkeit 
herabsendet; und Wir senden reines Wasser aus den Wolken nieder, auf 
dass Wir damit totes Land lebendig machen und es Unserer Schöpfung 
zu trinken geben - dem Vieh und den Menschen in grosser Zahl.
Und Wir haben es (das Wasser) unter ihnen verteilt, urn sie zu 
ermahnen...
Und Er ist es, Der den beiden Gewässern freien Lauf gelassen hat zu 
fliessen - das eine (ist) wohlschmeckend, süss, und das andere salzig, 
bitter; und zwischen ihnen hat Er eine Schranke und eine Scheidewand 
gemacht, und Er ist es, Der den Menschen aus Wasser erschaffen hat 
und ihm Blutsverwandtschaft und Schwagerschaft gab; und Allmächtig 
ist Dein Herr.

(Koran, Sure 47-54, "Die Unterscheidung") 

 

stanza 8

hos dö an piä
äk to hudatos hu egoo dosoo autoo, 
u ma dipsasei ejs ton aioona,
alla to hüdor ho dosoo autoo genasetei 
an autoo paga hadatos hallomenu
ejs dzoan aionion.

...wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in 
Ewigkeit nicht dUrsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, 
das wird ihm ein Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben 
quillt.

(Jesus und die Samariterin, Johannes 4, 13-14, altgriechisch)

 

Danksagung:

Mi Deivicks, Institut fur Sinologie, Universitat Köln
Kalthoum Feller, Langenfeld
Mathias F. Hans, Hamburg
Herrn Dr. Hamidou Kante, Institut fur Afrikanistik, Universitat Köln 
Imke Mees, Ostasiatisches Museum Köln
Sandra Moqaddem Köln
Abderrazak Moqaddem, Köln
Masao Naka, Stuttgart
Pfarrer Robert Smietana, Mandelsloh-Neustadt
Prof. Petra Wehmeyer, Institut fur Indologie, Universität Köln 
Sylvia Witte, Mandelsloh-Neustadt
Shimon ben Zev, Synagoge Köln