Kompositionen
Gesang der Geister über den Wassern
für gemischten Chor zu acht Stimmen
Gesang der Geister über den Wassern (2002) 15'
8-stimmig gemischter Chor SS-AA-TT-BB
Der Chor ist in acht Stimmen aufgeteilt. Obwohl das Werk durchweg im 6/8 Takt notiert ist gibt dies nicht die traditionellen metrischen Betoungen wider - vielmehr ist es eine Orientierungshilfe in einer komplexen Polyphonie, die sich aus der individuellen Metrik der einzelnen Stimmen ergiebt.
Das Werk basiert auf dem Gedicht „Gesang der Geister über den Wassern“, in dem Johann Wolfgang von Goethe von der Analogie von Wasser und Seele, und vice versa von Schicksal und Wind spricht.
Gesang der Geister über den Wassern
Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd.
Strömt von der hohen,
Steilen Felswand
Der reine Strahl,
Dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen
Zum glatten Fels,
Und leicht empfangen
Wallt er verschleiernd,
Leisrauschend
Zur Tiefe nieder.
Ragen Klippen
Dem Sturz entgegen,
Schäumt er unmutig
Stufenweise
Zum Abgrund.
Im flachen Bette
Schleicht er das Wiesental hin,
Und in dem glatten See
Weiden ihr Antlitz
Alle Gestirne.
Wind ist der Welle
Lieblicher Buhler;
Wind mischt von Grund aus
Schäumende Wogen.
Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!
(Johann Wolfgang von Goethe 1779)