Kompositionen
Cinq tableaux sur Schubert
für Gitarre und Streicjquartett
Cinq tableaux sur Schubert (1996) 22′
Git/2 V/Va/Vc 5 Sätze
UA 1999 Berlin Wulfin Lieske-Vilnius Quartett
Das Quintett für Gitarre und Streichquartett ist vollständig aus dem Tonmaterial des Themas des langsamen Satzes aus Schubert’s d-moll Streichquartett Der Tod und das Mädchen entwickelt.
In fünf „Bildern“ vollzieht sich in unterschiedlicher Weise eine Annäherung an Teile des Variationensatzes. An einigen Stellen schimmert das Original durch bzw. findet der musikalische Prozess zu Schubert hin.
Japanischen Tuschezeichnungen verwandt beginnt jeder Satz mit statischer Fast-Leere und verdichtet sich erst kurz vor Schluss, die bis dahin ruhige Musik explodiert gleichsam, und setzt quasi Schubert-Material frei.
Dennoch arbeitet das Werk nicht mit Zitaten, es ist auch nicht „in der Art von…“ komponiert. Es greift vielmehr Stimmungen, archetypische Wesenszüge Schubertscher Musik auf. Dies kann z.B. der daktylische Rhythmus, die Spannung von Liegetönen oder ein volkstümlich-burschikoses Pizzikato sein.
Die Gitarre (mit der Skordatur Cis G d g b e‘) steht dem Quartett antithetisch gegenüber und übernimmt gewissermassen die Aufgabe eines Lehrmeisters: es führt das Quartett zu Schubert hin. Die Gitarre beginnt die Teile, indem sie die charakteristische Stimmung des Satzes definiert und damit eine unterschiedlich geartete Reaktion der Streicher herausfordert.
Dies kann zu kanonischer Übereinstimmung führen oder aber auch die Entwicklung einer Gegenwelt povozieren.
Das fünfte Bild z.B. wird von der im Flageolett-Leersaitenakkord mit einem Cellobogen gestrichenen Gitarre eröffnet, die im folgenden einen ostinaten 11/8 Gegenrhythmus („Der Schnitter“) konstituiert, über dem das Quartett nach hochexpressivem dramatischem Gefühlsausbruch zum Unisono des 1. Satzes zurückfindet und aus Schubert’s daktylisch Urrhythmus in („falschen“) Flageoletts zu den Akkorden des Orginalthemas findet.
Es wird hierbei von einer Quasi-Improvisation der Gitarre (in Space-Notation) über die Cello-Kantilene der 3. Variation des Originals sekundiert. Gemeinsam finden sie in die Coda der letzten Variation, die nach einigen Irritationen durch Stimmenversatz für eine kleine Weile als gewissermassen authentisches Quintett erklingt.
Während die Streicher nun ihrem Original zu G-Dur-Schluss getreu folgen, spaltet sich die Gitarre zusehendst harmonisch und rhythmisch ab, indem sie zum eigenen Tempo des 11/8-„Schnitters“ gelangt, der seinerseits zu Schuberts Thema in g-moll überleitet.Anfang und Ende, g-moll/G-Dur, vereinen sich.